Figueira da Foz und Nazaré
Am frühen Morgen des 24.08.21 sah es in Figueira zunächst nicht sehr vielversprechend für die Weiterreise aus. Erneut hüllte Nebel den Hafen ein. Aber kurz nach 9.00 Uhr hatte er sich verzogen und um 9.45 Uhr warfen wir schon die Leinen los. Aber ach, die Flussmündung lag dann doch im Nebel. Da müssen bzw. wollen wir jetzt durch. Wahrscheinlich hat es keinen Sinn, auf einen ganz nebelfreien Törn zu warten. Zwei Stunden fahren wir durch den undurchdringlichen, feuchten und kalten Nebel. Ingo beobachtet die Radar-Echos und AIS-Signale auf dem Plotter, das Nebelhorn trötet automatisch alle 60 Sekunden und ich starre in den Nebel, um Fischerbojen oder andere Hindernisse hoffentlich rechtzeitig zu erkennen. Allmählich haben wir darin Routine. Plötzlich tauchen an Steuerbord in etwa 300 Metern Abstand die schemenhaften Umrisse eines Segelbootes auf. Es kommt uns entgegen, sendet kein AIS-Signal und das Radar-Echo ist kleiner als Stecknadelkopfgröße.
Gegen Mittag verzieht sich der Nebel, es klart auf. Wind kommt auf und wir können die Segel setzen. Die Freude währt leider nicht lange, weil der Wind wieder abflaut und ungünstig dreht. Bei Gegenwind von zwei Beaufort geht es unter Maschine weiter an der Küste entlang. Der Seegang ist nicht wirklich hoch, aber sehr konfus. Wir werden ordentlich durchgeschaukelt und abgebremst. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir nach 37 Seemeilen die weitläufige Bucht von Nazaré.
In Nazaré messen sich Profisurfer aus aller Welt in privaten und offiziellen Wettkämpfen. Sie suchen, finden und reiten die höchsten Wellen weltweit. 2017 wurde hier auch der neue Weltrekord im Big Wave Surfen aufgestellt: Rodrigo Koxa bezwang am 08.11.2017 eine 24,38 Meter hohe Monsterwelle. Die Wellen türmen sich so hoch auf, weil hier ein tiefer Unterwassergraben im perfekten Abstand zur Küste verläuft. Dadurch wird die Wassertiefe abrupt reduziert, was die anrollenden Wellen vor dem Brechen extrem hoch auftürmen lässt. Zum Glück müssen einige Faktoren zusammenkommen, um diese extremen Wellen zu erzeugen. Nicht jede Welle wird zur Monsterwelle. Heute ist alles ruhig, wir können gefahrlos in die Bucht und den Hafen einlaufen.
2014 hatten wir hier bereits festgemacht und lagen damals in der heruntergekommenen Anlage im Süden des Hafens, in der Nähe der Fischer. Inzwischen sind dort einige Stege und Fingerstege entfernt worden, so dass große Boote längsseits an den Stegen liegen können. In der Marina im nördlichen Bereich des Hafens sind einige neue Stege hinzugekommen und Gäste sind willkommen. Wir werden von einem Marinero, der uns in einem kleinen Boot entgegenfährt, nach der Größe und dem Tiefgang der Amazone gefragt und bekommen einen Platz zugewiesen.
Bei unserem Landgang am nächsten Tag stellen wir fest, dass sich Nazaré seit 2014 doch sehr verändert hat. Die Strandpromenade wimmelt vor Touristen, fliegende Händler bieten alles Mögliche an, Jetski-Verleiher buhlen um Kunden, unzählige Läden bieten billiges Plastikspielzeug und allerlei Plunder an. Für unseren Geschmack viel zu rummelig. Ruhiger und authentischer geht es in der zweiten und dritten Reihe zu. Hierhin verirren sich nur wenige Touristen, die Restaurants werden offensichtlich von Einheimischen besucht und bieten allerlei Fischdelikatessen an.
Wir fahren mit der Bergbahn, dem Ascensor de Nazaré, in den höher gelegenen Stadtteil Sitio und genießen den sich uns bietenden Ausblick über die Bucht, den Strand und den Ort.