Adios Espana, boa tarde Portugal!

Die Marina Monte Real Club de Yates in Baiona hat schon Stil. Direkt an der Burg gelegen, edle Gastronomie, viele fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um den Betrieb kümmern. Die hilfsbereiten Marineros mit ihren roten Polohemden und dunkelblauen Bermudashorts wuseln den ganzen Tag auf den Stegen herum, nehmen die Leinen der einlaufenden Boote entgegen, kranen Boote und bedienen die Tankstelle. Eine Reinigungskraft putzt ständig die sanitären Anlagen, so dass hier alles blitzt und blinkt. Die Damen im Marina-Büro sind ebenfalls ständig bemüht, wenn auch nicht immer mit Erfolg. Na ja, das alles hat seinen Preis und kostet für uns 40 Euro pro Tag. Allerdings ist der Liegekomfort nicht so prall. Es wird gerne mit hoher Geschwindigkeit durch die großzügige Anlage gebrettert. Ein- und auslaufende Fischerboote und Fähren verursachen ebenfalls erheblichen Schwell. Ein fast ständiges Geschaukel und Gerucke ist das Ergebnis, obwohl wir mehrere Ruckfender in die Leinen gebunden haben. Das ist zwar unangenehm, aber die bezaubernde Stadt Baiona wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben.

Am Mittwoch, 18.08.21, ist die Wind- und Wettervorhersage für unseren Törn Richtung Portugal günstig. Kurz nach neun Uhr werfen wir die Leinen los und unter Motor geht es hinaus aus der Ria Vigo und schon kurze Zeit später können wir die Segel setzen. Unser Kurs ist Süd, der Wind weht mit vier bis fünf Beaufort (später mit fünf bis sechs) aus nordwestlicher Richtung. Das passt und so wird es ein herrlicher Törn, im Sonnenschein mit wenig Welle an der beeindruckenden bergigen Küste entlang. Nach 65 Seemeilen erreichen wir um 21.00 Uhr Leixoes,unseren ersten portugiesischen Hafen. Wir finden neben drei weiteren Yachten einen guten Ankerplatz im Vorhafen, gleich bei der Marina und fallen todmüde in die Kojen.

Über UKW-Funk fragen wir am nächsten Morgen in der Marina wegen eines Liegeplatzes nach. Sie haben einen Platz für uns und als wir einlaufen, steht schon ein hilfsbereiter Marinero auf dem Steg und nimmt unsere Leinen entgegen. Am Steg gegenüber liegt die deutsche Segelyacht „Lily“. Wir haben uns schon in Baiona kennengelernt und freuen uns über das Wiedersehen.

Die Marina ist das krasse Gegenteil der gediegenen Marina in Baiona. Als wir 2014 hier zum ersten Mal waren, bröckelte schon die Farbe von der Decke in den Duschen. Erstaunlich, nach sieben Jahren bröckelt sie immer noch. Aber was soll’s. Die Mitarbeiterin im Marina-Büro ist sehr hilfsbereit, die Marineros sind es auch und mit 19 Euro ist das Liegegeld sehr günstig. Außerdem brauchen wir keine Ruckfender, wir liegen hier ganz ruhig. Das hat natürlich auch mit dem derzeit ruhigen Wetterverhältnissen zu tun. Wenn der Atlantico zornig ist, wird es hier sicher anders sein.

Leixoes ist der größte künstlich angelegte Hafen Portugals und wir sehen die Frachtschiffe kommen und gehen. Manchmal weht vom Containerumschlag Hafenlärm zu uns herüber. Wir liegen eben in der Nachbarschaft dieses großen Industriehafens. Mit dem Bus wollen wir ins nahegelegene Porto fahren und die Stadt besichtigen. Pünktlich stehen wir an der Haltestelle, gleich bei der Marina. Es vergeht die Zeit, aber kein Bus kommt. Auch in der Gegenrichtung tut sich nichts. Mir fällt eine Liedzeile von Peter Fox ein „Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht.“ Ingo ruft bei der Busgesellschaft an und landet bei einem Mitarbeiter, der englisch sprechen konnte. Dort erfahren wir, dass die Busfahrer heute Vormittag streiken. Aber in 23 Minuten käme die 507 an unsere Haltestelle. So war es dann auch und 45 Minuten später waren wir schon mitten im Getümmel von Porto.

Porto liegt an der Atlantikküste, am Nordufer des dort mündenden Douro und ist nach Lissabon die zweitgrößte Stadt Portugals. Zusammen mit Villa Nova de Gaia, das am gegenüberliegenden Ufer liegt, bildet sie die Metropolregion Porto, in der 1,76 Millionen Menschen leben. Porto ist vor allem für den hier hergestellten Portwein, die prächtigen Brücken und das historische Zentrum bekannt.

Die Altstadt Ribeira ist vom Ufer des Douro ausgehend an einem Hang gelegen. Schmale, gewundene, kopfsteingepflasterte Gassen mit enger Bebauung sind hier zu finden. Foz Velha ist Portos historisches Viertel direkt am Wasser. Hier pulsiert das Leben, Cafés, Restaurants und fliegende Händler bestimmen das Bild.

Ribeira ist seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO und Foz Velha wurde 2002 unter Denkmalschutz gestellt. Leider steht ein Großteil der denkmalgeschützten Häuser leer oder es befindet sich allenfalls im Erdgeschoss ein Geschäft. Die Instandhaltungskosten für die teilweise verfallenen Gebäude sind hoch, die Mieten ebenfalls. Das ist wirklich jammerschade und ich frage mich, wie lange all diese Häuser dem Zahn der Zeit noch standhalten können.

Der Verfall ist teilweise schon sehr weit fortgeschritten.

Die Krönung unseres Besuchs war natürlich eine Portweinprobe. In den sehr gepflegten, teils historischen Räumlichkeiten von Taylor’s haben wir in einer grünen Oase zwei Portweine probiert. Köstlich.

Portweinprobe im gepflegten Ambiente von Taylor’s.

Am Sonnabend, 21.08.21, hat uns am frühen Morgen ein Blick aus dem Cockpit gezeigt, dass Nebel herrscht und an ein Ablegen nicht zu denken ist. Stattdessen gehen wir in die Stadt und kaufen eine Prepaid-Daten-SIM-Karte. Vodafone soll hier das beste Netz haben und soll auch günstige Flatrates anbieten. Und tatsächlich bekommen wir ein Angebot mit 30 Tagen Datenflaterate für 25 Euro. Aufladung nach den 30 Tagen kostet 1 Euro pro Tag für eine Flatrate. Zum Vergleich: Unsere Lidl-SIM würde 5 Euro pro Tag für die gleiche Leistung kosten.

Am Sonntag dann ein neuer Versuch zum Ablegen, wieder den Wecker gestellt und diesmal hat es geklappt. Freie Sicht und um kurz vor 9.00 Uhr legen wir ab. Nach etwa zwei Stunden kommt dann doch noch leichter Nebel auf, der sich aber relativ schnell wieder verzieht. Zum Segeln ist leider nicht genug Wind da, bei ausgerollter Genua muss der Motor mithelfen. Nach 66 Seemeilen erreichen wir gegen 20 Uhr Figueira da Foz und bekommen einen Platz in der Marina. Neben der „Platypus“, deren Crew wir schon in A Coruna kennengelernt und seither immer mal wieder getroffen haben, machen wir die Amazone fest.

Heute morgen hüllt uns schon wieder dichter, kalter, feuchter Nebel ein. Kein Wetter zum Weitersegeln. Auf dieser Reise haben wir nun schon sehr häufig mit Nebel zu tun gehabt, ganz anders als 2014. Jede Reise ist eben anders und das macht es ja auch so spannend!

Außenansicht Stierkampfarena von 1895 in Figueira da Foz
Innenansicht Stierkampfarena