Kurz zurück auf Los und dann durchstarten

Malte und Patricia sind am 14.07.21 mit unserem Auto zu uns nach Ijmuiden gekommen. Obwohl wir noch keine drei Wochen unterwegs sind, ist die Wiedersehensfreude groß. Gleich nach dem Ankommen gehen wir zum Strand und staunen über die unzähligen Kitesurfer, die bei dem starken Wind ihre Bahnen ziehen. Malte lässt seinen Drachen steigen und der Wind lässt Malte doch tatsächlich mit abheben und einen Hüpfer machen. An Bord spielen wir später Uno und genau wie früher gewinnt meistens Malte.

Am Donnerstagmorgen fahren wir nach Bremen und haben die Gasflasche und jede Menge Schmutzwäsche im Gepäck. Die Waschmaschine und der Trockner laufen praktisch durchgehend, Ingo tauscht die Gasflasche und erledigt dies und das. Trotzdem war natürlich noch Zeit, um Henning und Lena zu treffen und zusammen zu essen. Auch dieses Wiedersehen war sehr schön, wenn auch viel zu kurz. Dann wieder ein Abschied, auch dieser fällt sehr schwer. Am Freitag sind wir pünktlich beim Arzt und bekommen unsere zweite Covid 19 Impfung. Ein kleiner Pieks mit großer Wirkung, wir sind erleichtert und glücklich. Wir hoffen, dass wir nun bald bestens geschützt sind und uns das Reisen durch den Nachweis der Zweifachimpfung erleichtert wird. Im letzten Jahr hatten wir nicht zu glauben gewagt, dass Impfstoffe so schnell entwickelt und zugelassen werden würden und wir geimpft reisen könnten.

Nach der Impfung haben wir uns gleich auf den Rückweg nach Ijmuiden gemacht. Zwei Stunden standen wir wegen eines liegengebliebenen LKW im Stau und waren froh, abends wieder an Bord zu sein. Da die Niederlande ab Sonntag, den 18.07.21, zum Risikogebiet erklärt wurden, sind die Kinder am Sonnabend zurück nach Bremen gefahren. Dieser Abschied war sehr schwer. Wir wissen nicht genau, wann wir uns wiedersehen. Die Zeit ist so schnell verflogen, so vieles würden wir hier gerne noch zusammen unternehmen. Corona führt Regie und so kommt der Abschied einen Tag früher als geplant.

Mir ist am Sonnabend noch ein Missgeschick passiert. Beim Aussteigen vom Boot auf den Ausleger bin ich entweder über einen Tampen gestolpert oder habe den Ausleger irgendwie verfehlt. Jedenfalls bin ich zwischen dem Boot und dem Ausleger ins Wasser gefallen. Oh Schreck. Ich hatte meine EC-Karte und das Parkticket in der Hand. Beides habe ich geistesgegenwärtig über Wasser gehalten. Ein Bootsnachbar hat meine Rufe gehört und mich wieder herausgezogen. Außer ein paar blauer Flecken ist mir nichts passiert. Ingo und die Kinder waren schon an Land haben sich gewundert, wo ich denn bleibe. So schnell kann es kommen, also immer bei der Sache sein und gucken, wo man hintritt.

Am Sonntag wollten wir dann auch gleich weitersegeln. Wobei segeln leicht übertrieben ist. Der schwache Wind kam aus nordöstlicher Richtung und das haben wir schließlich ausgenutzt, um ordentlich Strecke zu machen. Der Motor musste aushelfen und so erreichten wir nach 123 Seemeilen und 24 Stunden unseren ersten französischen Hafen, Dunkerque. Es war eine anstrengende Etappe. Rotterdam passierten wir im Hellen. Wie an der Perlenschnur aufgezogen verließ ein Frachtschiff hinter dem anderen den Hafen. Gar nicht so leicht, eine geeignete Lücke zu finden. Den nächsten großen Hafen, Antwerpen, passierten wir in der Nacht während Ingos Wache. Mit Unterstützung des AIS (Automatisches Identifizierungs System, das die Daten der Schiffe auf dem Plotter anzeigt und den anderen Schiffen unsere Daten übermittelt) hat alles gut geklappt, forderte aber Ingos ganze Aufmerksamkeit. Es gab aber romantische Momente – der erste Sonnenuntergang auf  See seit langer Zeit, Meeresleuchten und der Mond zog mit seinem Licht eine silberne Bahn. Kurz vor Mitternacht schaute noch ein Seehund vorbei. Ich hörte neben der Amazone etwas atmen und erkannte dann den runden Kopf des Tieres. Er beäugte uns kurz und verschwand dann wieder in der Nordsee.

Als wir gegen Mittag Dunkerque erreichten und uns beim Hafenmeister anmeldeten, bereute ich es sofort, nicht fleißiger französisch gelernt zu haben. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass der Sprachkurs coronabedingt abgesagt wurde. Der Wille war also da. Der Hafenmeister hat sich aber sichtlich gefreut (oder hat er sich über mich amüsiert?) als ich meine Französisch-Brocken ausgepackt habe. Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf ging es noch zu einem Spaziergang an die sehr belebte Strandpromenade. So belebt hatten wir es 2014 und 2015 bei unseren ersten Besuchen nicht in Erinnerung. Vielleicht machen auch die Franzosen wegen Corona Ferien im eigenen Land.