Groningen bis Enkhuizen

Am Montag, 05.07.21, öffnete um 9.30 Uhr die erste Brücke beim Oosterhaven. Im kleinen Konvoi von drei Booten durchfahren wir Groningen und nach und nach öffnen sich die vielen Brücken und lassen uns passieren. Es geht vorbei am geschäftigen Hauptbahnhof, an Hausbooten, gepflegten Gärten und größeren Straßen. Bereits um 11.00 Uhr haben wir alle Brücken geschafft. Wir sind auf der sogenannten Stehenden Masten-Route unterwegs. Auf dieser Kanal-Route können wir ohne den Mast zu legen binnenwärts bis zum Ijsselmeer fahren. Für Boote bis ca. 1,80 m Tiefgang klappt das ganz wunderbar. Die Amazone hat unter normalen Umständen 1,65 m, aber mit der vielen Ausrüstung, den Ersatzteilen und Vorräten liegen wir bestimmt bei 1,80 m. Es gilt eine bekannte flache Stelle im Lawersmeer, an der es nur 1,80 m tief, bzw. flach ist, zu überwinden. Danach ist es überall tief genug. Und tatsächlich wird es an der flachen Stelle spannend. Kurz wird die Fahrt durch Schlick gebremst, Ingo gibt etwas mehr Gas und schon können wir weiterfahren. Alles reine Nervensache. Der weiche Schlick hat unserem Kiel nicht geschadet und auf der restlichen Fahrt hatten wir immer die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel, die uns ja in der letzten Zeit so oft gewünscht wurde.

Hinter Groningen passieren wir diese ungewöhnlich Brücke

Gegen 18.30 Uhr machten wir an diesem Tag nach 38 Meilen durch Wiesen, den Duft von Kuhdung und  durch hübsche Städte (Dokkum, Leeuwarden) bei der Windmühle in Burdaard fest. Ein idyllischer Liegeplatz im Dorf, zwischen zwei Brücken. Das sollte sich am nächsten Morgen allerdings noch als großer Nachteil herausstellen. Aber zunächst hatten wir einen schönen Abend und eine ruhige Nacht. Ein älterer Herr, in dessen Vorgarten wir sozusagen angelegt hatten, sprach uns an. Wir hätten aber ein schönes Boot und so gepflegt. Ein bisschen wäre man ja mit seinem Boot verheiratet. Er selber habe auch ein Boot, aber es sei ein kleines Motorboot, Baujahr 1938 und ein Jahr jünger als er selbst.

Am nächsten Morgen wurden wir von Baulärm geweckt. Oh Schreck, an der Brücke vor uns wurde gearbeitet. Der Straßenbelag wurde entfernt, die Brücke war gesperrt. Ingo sprach den Brückenwärter an und der sagte ihm, dass die Sperrung für ihn auch überraschend sei und es wohl vor 13.00 Uhr mit einer Weiterfahrt nichts wird. Aber schließlich haben alle drei Brückenwärter den Bauarbeitern geholfen, den alten Belag von der Brücke zu fegen und um 9.30 Uhr wurde die Brücke geöffnet und weiter ging es. Auch alle folgenden Brücken öffneten sich meist ohne Wartezeit für uns. Im Laufe des Tages briste es erwartungsgemäß auf sechs Beaufort, in Böen sieben, unangenehm auf. Durch den starken Gegenwind kamen wir teils nur mit drei Knoten voran. Kurz  vor Lemmer erwischte uns auch noch ein Unwetter mit Böen von acht Beaufort, Starkregen und entsprechend eingeschränkter Sicht. Nach 39 Meilen erreichten wir um 18.30 Uhr Lemmer am Ijsselmeer (Marina Iselmar) und konnten die Amazone sogar in der freien Box neben der Lubini festmachen. Klaus und die Lubini haben wir 2015 in der Karibik kennengelernt und seither Kontakt gehalten.

Am Mittwoch gab es dann ein fröhliches Wiedersehen mit Klaus. Und schon am nächsten Tag hieß es wieder Abschied nehmen. Good bye Klaus! Unser Ziel war Enkhuizen, das wir nach knapp 18 Meilen bei herrlichem Sonnenschein und nur sehr flauem Wind am späten Nachmittag erreichten. In der Bucht beim Compagnieshaven ließen wir den Anker fallen und gingen erstmal schwimmen. Eine herrliche Abkühlung! Mit der Kleinen Gummiwurst fuhren wir später in die Marina, da wir hier eine Verabredung mit Elke und Walter von der Sunrise hatten. Auch sie hatten wir 2015 in der Karibik kennengelernt. Ein wunderbares Wiedersehen, es gab viel zu erzählen.

Zusammen mit Elke und Walter besuchten wir am Freitag das Zuiderzeemuseum. Ein sehr schön gestaltetes Freilichtmuseum, in dem das Arbeiten und Leben der Menschen im südlichen Ijsselmeer, der einstigen Zuiderzee, in historischen Gebäuden gezeigt und nachempfunden werden kann. Seilmacherei, Fischräucherei, Malermuseum, Apotheke, Schmiede, Dampfwäscherei, Korbmacherei, eine Segelmacherei und noch einiges mehr kann besichtigt werden. Wirklich sehenswert.

Angeln im Zuiderzeemuseum – Krabbe am Haken

Nach der zweiten, sehr ruhigen Nacht vor Anker und wiederholtem Badespaß haben wir heute, Sonnabend, 10.07., in die Marina verholt. Wasser tanken, Müll entsorgen, duschen und einen Stadtrundgang durch Enkhuizen machen. Ingo beschäftigt sich gerade mit der Navigation, denn morgen soll es weitergehen.

In der Innenstadt von Enkhuizen öffnet sich eine Brücke.