Reisen verändert
Seitdem ich Sabines Blog ferngeweht entdeckt habe, schaue ich regelmäßig vorbei und freue mich über interessante Berichte und tolle Fotos. An ihrer Blogparade zum Thema „Der perfekte Reisetag“ habe ich mich gerne beteiligt. Mein Mann und ich waren mit unserer Segelyacht AMAZONE 2014/2015 im Rahmen einer 14 monatigen Auszeit von Bremerhaven in die Karibik und wieder zurück gesegelt. So kann ich auch zu Sabines Blogparade „Reisen verändert“ gerne einige Zeilen beisteuern.
So wunderbar es auch war, nach der Rückkehr von unserer fantastischen 14 monatigen Segelreise unsere Familie und Freunde wiederzusehen, so sehr vermissten wir die Sonne, das warme türkisfarbene Wasser und die täglichen Runden, die wir um die AMAZONE geschwommen waren. Es fehlte uns auch das selbstbestimmte Leben im Einklang mit der Natur. An der Pinne sitzen, den Wind in den Haaren, das Salz auf der Haut spüren und die AMAZONE mit vollen Segeln durch die schäumende See steuern und dabei die tollkühnen Sprünge der uns begleitenden Delfine bestaunen – that‘s life!
Wir hatten eine Freiheit erlebt, die so vielleicht nur noch an Bord eines Segelbootes auf den Weiten der Ozeane zu finden ist. Es war ein einfaches Leben, das wir führten. Modetrends zum Beispiel spielten überhaupt keine Rolle. Uns wurde klar, wie wenig materielle Dinge wir im Grunde wirklich brauchten, um glücklich zu sein – und wieviel Ballast wir im Alltag in Deutschland mit uns herumschleppten.
Trinkwasser war das wichtigste Lebensmittel an Bord. Auf unserer ersten Atlantiküberquerung von den Kap Verden in die Karibik nach Tobago waren wir 17 Tage nonstop unterwegs und legten dabei 2.100 Seemeilen (etwa 3.900 Kilometer) zurück. Da war eine ausreichende Verproviantierung mit Wasser und Lebensmitteln überlebenswichtig. Entsprechend sparsam und umsichtig gingen wir mit der Ressource Trinkwasser um. Geschirr spülten wir beispielsweise mit Meerwasser ab. Nach der Reise habe ich zu Hause den Wasserhahn tatsächlich anders aufgedreht, als vor der Reise – eher zurückhaltend und mit mehr Bedacht. Die Kostbarkeit von fließendem Wasser in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu haben – welch ein Luxus!
Wir haben unterwegs nicht immer die Lebensmittel einkaufen können, auf die wir gerade Appetit hatten. Teils, weil sie auf abgelegenen Inseln nicht zu bekommen oder schlicht für unsere Reisekasse viel zu teuer waren. Auch hier haben wir einen bewussteren Umgang gelernt. So gut wie nichts ist verdorben, wir warfen keine Lebensmittel in den Müll. Die bessere Einkaufsplanung und vernünftigere Bevorratung habe ich beibehalten, so dass wir nur noch ganz selten etwas wegwerfen.
Apropos Lebensmittel: Wir haben regelmäßig Fische gefangen, kleine, große und einmal auch einen sehr großen Schwertfisch. Ob Thunfisch oder Mahi-Mahi, sie waren alle köstlich. Als Filets gebraten, zu Fischfrikadellen verarbeitet oder überbacken als Auflauf habe ich sie auf meinem Gasherd in unserer kleinen Kajüte zubereitet. Aber nach Fisch hat es dort nie gerochen. Neulich habe ich Seelachsfilet bei einem Fischhändler gekauft und in unserer Küche (mit Dunstabzugshaube) in der Pfanne gebraten. Abgesehen davon, dass der Fisch geschmacklich nicht im Entferntesten an unsere selbst gefangenen Fische heranreichte, roch die Küche tagelang ganz unangenehm nach Fisch. Insofern hat die Reise uns also auch verändert – gebratener Fisch kommt bei uns zu Hause nicht mehr auf den Teller.
„Alle Menschen sind Ausländer, fast überall.“ Dieser in den 1980er Jahren allgegenwärtige Spruch kam mir während unserer Reise des Öfteren wieder in den Sinn. Das Blatt hatte sich für uns gewendet, plötzlich waren wir nicht mehr die Alteingessenen, sondern Ausländer. Dazu noch mit ausbaufähigen Sprachkenntnissen und von blasser Haut. Die Menschen haben es uns aber nicht spüren lassen, dass wir nicht dazugehörten und nur Zugvögel auf der Durchreise waren. Im Gegenteil, wir trafen durchweg auf freundliche, hilfsbereite „Locals“, die stolz auf ihre Stadt und ihr Land waren und es uns gerne näherbrachten. Auch diese Begegnungen haben uns verändert. Ich glaube schon, dass sie uns noch etwas offener und toleranter werden ließen.
Jeder, der eine Reise unternimmt, kommt als ein Anderer wieder, als er losgefahren ist. Nichts ist so beständig wie die Veränderung und das ist auch gut so.