Expedition an die Elbe oder Katamaran-Segeln die Dritte

Als wir Pfingsten auf Helgoland einen Spaziergang unternahmen und das bunte Treiben im Südhafen beobachteten, fiel uns ein Katamaran, eine Lavezzi 40 von Fontaine Pajot, auf. Da niemand an Bord war, merkten wir uns den Bootsnamen und recherchierten später im Internet. Schnell wurden wir fündig und fanden die interessante Seite der „Haipule“, die wir inzwischen auch verlinkt haben. Später tauschten wir uns per Mail aus und erhielten jetzt das Angebot, Crewmitglieder auf Zeit vom 11. bis zum 13.10.19 an Bord der „Haipule“ zu werden und – wenn es passt – nach Helgoland zu segeln.

Leider waren die Wind- und Wettervorhersagen für den Zeitraum alles andere als vielversprechend. Im Oktober auf die Nordsee, nach Helgoland? Das erschien mir bei diesen Aussichten doch sehr verwegen. Südwestwind um die sieben bis acht Beaufort waren angekündigt, die berühmten Schauerböen natürlich auch. Na, das konnte ja was werden!

Ölzeug, Seestiefel, dicke Socken, dicke Fleecepullover, Kuscheldecke und noch einiges mehr hatten wir ins Auto befördert. Gerade so, als ob wir zu einer Expedition aufbrechen würden. Im Nieselregen erreichten wir Wewelsfleth an der Stör, wo die „Haipule“ ihren Liegeplatz hat. Birgit und Hans hießen uns herzlich willkommen an Bord ihres wunderbaren Schiffes. Und Birgit stellte gleich klar, dass Helgoland von der Liste der anzusteuernden Ziele gestrichen wurde. Stattdessen sollte es nach Cuxhaven gehen, was bei diesen Bedingungen auch immer noch sehr sportlich war. Uff, das war schon mal ganz in unserem Sinne! Es gesellte sich dann noch Thomas zu uns, so dass wir zu fünft wetterfest gerüstet und voller Tatendrang ablegten.

Es ging an der berühmten Viermastbark „Peking“ vorbei, die in der Peters Werft in Wewelsfleth restauriert und anschließend als Museumsschiff in ihren Heimathafen Hamburg zurückkehren wird. Noch durch das Stör-Sperrwerk fahren und schon konnten wir Segel setzen. Ein Reff hatte der Skipper schon eingebunden und die Rollreffgenua wurde nur zum Teil ausgerollt. Hoch am Wind ging es zügig mit teilweise 13 Knoten über Grund (die Tide schob mit drei Knoten) die Elbe herunter, an Brokdorf und Brunsbüttel vorbei. Manches Mal nahm der Rumpf in Lee ordentlich Gischt an Deck und tauchte beeindruckend tief in das graue, aufgewühlte Elbwasser. Währenddessen war der Geräuschpegel im Salon und unter Deck erstaunlich niedrig. Außer einem leisen Klirren der Gläser in den Schränken der Pantry war kaum etwas zu hören. Natürlich gab es hin und wieder einen lauten Ausreißer, wenn eine Welle das Brückendeck unglücklich traf, aber das war wirklich die Ausnahme und kommt auf Einrumpfbooten ja auch vor.

Ein beeindruckender Törn, der uns richtig Spaß gemacht und neue Erkenntnisse gebracht hat. Die Lavezzi 40 hat – im Gegensatz zur Nautitech 40, die zwei Steuerstände jeweils am Ende der Rümpfe hat – einen Steuerstand, geschützt direkt am Kajütaufbau. Das gefiel uns durchaus, allerdings war Ingo der Längste an Bord und passte mit seinen langen Beinen nicht wirklich auf den Steuerstand. Und auch im geräumigen und sehr gemütlichen Salon, in der Kabine und im Bad musste er den Kopf einziehen. Die Koje mit der Liegefläche von 1,40 m x 2,00 m war allerdings wunderbar geräumig und wir haben wirklich sehr gut geschlafen.

Nach einem reichhaltigen Frühstück verließen wir am nächsten Tag die Marina in Cuxhaven und segelten mit auflaufendem Wasser die Elbe aufwärts nach Wischhafen. Der Wind hatte deutlich abgeflaut und die Sonne blinzelte hin und wieder durch die dichten Wolken. Bei diesen moderaten Bedingungen traute ich mich ans Steuerrad und der Skipper gab mir Tipps, da die „Amazone“ kein Steuerrad, sondern eine Pinne hat. Ein schöner Segeltag endete dann beim Wassersportverein Wischhafen, wo wir am Schwimmsteg problemlos Platz fanden.

Obwohl es dann doch noch zu regnen begann, fühlten wir uns an Bord sehr wohl. Durch die großen Scheiben im Salon (sozusagen im Erdgeschoss) hatten wir vom gemütlichen Rundsofa aus einen tollen Panoramablick und konnten den Pferden auf der Weide beim Grasen zuschauen. Kaffee und Kuchen gab es im gut geschützten, riesigen Cockpit. Von dieser „Veranda“ aus blickten wir dabei auf die Elbe und sahen die mächtigen Containerriesen vorbeiziehen.

Am nächsten Tag neigte sich unser Ausflug auch schon wieder dem Ende entgegen und wir fuhren bei bedecktem Himmel und einem lauen Lüftchen einmal quer über die Elbe in die Stör und machten wieder in Wewelsfleth fest.

Ein interessantes Wochenende mit offenen, netten Menschen an Bord eines tollen Katamarans durften wir erleben und bedanken uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Birgit und Hans von der „Haipule“!

Und hier ein kurzes Video von unserer „Sturmfahrt“:

Das Heck der „Peking“
Die Brücke des Stör-Sperrwerks öffnet sich für uns.
Ingo dreht am Rad – etwas beengt
Im warmen, trockenen Salon kann man es während des Segelns auch gut aushalten.
Fähre Wischhafen – Glückstadt
Der im Juni 2019 havarierte Lotsenschoner No. 5 „Elbe“ bei der Peters Werft in Wewelsfleth.