I can’t stop loving you

Achtung, heute wird es emotional, sentimental und ein bisschen weinerlich. Herz und Verstand sind nicht im Einklang und das Herz ist schwer, so schwer. Die Amazone hat seit gestern einen neuen Besitzer. Hinter dieser nüchternen Mitteilung verbergen sich Freude und Schmerz gleichermaßen.

Der Verstand signalisiert Freude. Zwei Boote sind einfach eines zu viel und die Entscheidung für einen Katamaran war wohlüberlegt und ist auch richtig. Die Amazone bekommt – so glauben wir – einen wertschätzenden neuen Eigentümer. Die gestrige Übergabe, Probefahrt und Vertragsunterzeichnung liefen problemlos. Der Wind wehte zunächst schwach, so dass wir am Papagayobeach gemeinsam das Unterwasserschiff bei ruhiger See abtauchen und inspizieren konnten. Danach war das Segeln dran. Die Amazone ist kein leichtes Mädchen, aber selbst bei etwa drei Beaufort machte sie eine gute Figur. Als es dann bis auf sechs Beaufort aufbriste, zeigte sie, was in ihr steckt. Als wollte sie Ingo und mir sagen „Ätsch, ich kann man segeln, bei wenig Wind, bei viel Wind und hoch am Wind. Macht mir alles gar nichts aus, macht mir Spaß! Ihr werdet mich schon noch vermissen.“ Und der neue Liebhaber saß selig an der Pinne, konnte sein Glück kaum fassen.

Und das Herz? Das Herz ist schwer. Ingo und ich liegen uns nicht lachend in den Armen, hier knallen nicht die Sektkorken. Loslassen ist nicht leicht, Abschied ist ein sehr scharfes Schwert. Es verbinden uns einfach viel zu viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse mit ihr, als dass wir sie so mir nichts dir nichts ziehen lassen könnten. Auch wenn sie es uns nicht immer leicht gemacht hat. Als wir sie 2004 in Stade entdeckten, war es Liebe auf den ersten Blick. Dabei war sie alles andere als herausgeputzt. Das hatte sie aber auch gar nicht nötig. Die klassischen Linien gefielen uns und wir erkannten, welches Potenzial in ihr steckt. Viele, viele Stunden hat vor allem Ingo in den kalten Winterlagerhallen in Hasenbüren und Bremerhaven verbracht. Viel Geld haben wir in die Hand genommen und gerne in sie investiert. Zigfach hat sie es uns gedankt mit tollen Segelpassagen und einer wunderbaren Zeit an Bord. Ja, anderen Seglern gefällt sie auch – häufig wurden wir angesprochen und Komplimente hat sie sehr oft bekommen. Gerade gestern in der Ankerbucht fuhren zwei Leute im Schlauchboot an uns vorbei, schauten intensiv und interessiert zu uns herüber und einer reckte den Daumen nach oben.

Bis zum nächsten Frühjahr bleibt sie noch auf den Kanaren und wird dann in den Niederlanden eine neue Heimat finden. Unsere Gedanken werden sie und ihre neue Besatzung begleiten. Die Amazone hat einen festen Platz in unseren Herzen. Good bye, my blue Beauty, I can’t stop loving you.