Reise in die Vergangenheit und Abschied vom Landleben
Anfang September verließen wir Lanzarote und flogen zurück nach Bremen. Eine Menge Arbeit lag vor uns, die in genau drei Wochen zu erledigen war. Nebenbei gab es noch viel zu organisieren und natürlich Familie, Freunde und Nachbarn zu treffen, um uns zu verabschieden. In Kürze übernehmen unser jüngster Sohn und unsere Schwiegertochter das Haus, unser früheres „Familiennest“. Sie bauen um, renovieren und gestalten ihr „Nest“ nach ihren, frischen, jungen Vorstellungen. Die nächste Generation übernimmt und wir hoffen sehr, dass sie eine ebenso erfüllte und glückliche Zeit in dem Haus haben werden, wie wir sie als Familie hatten.
Auch wenn eine Entscheidung freiwillig getroffen wurde und auch nicht in Frage steht, nämlich an Bord leben zu wollen und das Haus zu verkaufen, heißt das ja nicht, dass alles mit wehenden Fahnen und ausschließlich positiven Gefühlen passiert. Natürlich ist da der wehmütige Blick zurück auf 27 Jahre – vom Aussuchen des Grundstücks 1994 bis schließlich zum Auszug 2022. Es waren turbulente, schöne, intensive Jahre, ohne böse Dinge, die das Leben ja durchaus parat haben kann. Die Kinder sind hier gesund und munter herangewachsen und aus streitenden Geschwistern, die im Garten toben und sich im Planschbecken vergnügen, sind junge Erwachsene geworden, die sich unterstützen und zusammenhalten.
Wir hatten also genau drei Wochen Zeit, das Haus auszuräumen und unseren Haushalt aufzulösen, denn der Sperrmülltermin stand fest und am selben Tag war auch der Rückflug gebucht. Manches konnten wir verschenken, die Kinder übernahmen einiges, ein paar Dinge konnten wir verkaufen, vieles lagerten wir in Umzugskartons ein und manches wurde entsorgt. Der Abfallcontainer vor dem Haus füllte sich, das Haus leerte sich und Ingo übernahm einige Fahrten zum Recyclinghof. Außerdem waren noch Arzttermine und Behördengänge zu erledigen und einiges an Ausrüstung zu besorgen und zu verpacken, die wir mit zur Thalassa nehmen wollten. Alles in allem eine arbeitsreiche und auch emotional anstrengende Zeit. Ob längst verschollen geglaubte Liebesbriefe, vergessene Kuscheltiere oder Fotos aus Jugendtagen – so einiges kam wieder ans Licht.
Wie dem auch sei, wir konnten alles erledigen und mit gutem Gewissen und großer Vorfreude an Bord zurückkehren. Die ersten Tage dort gestalteten sich allerdings holperig. Kurz vor unserer Abreise hatten wir von der Marina schon eine Wetterwarnung per Mail bekommen. Es sei ab dem 24.09. mit starkem Wind und hohen Wellen zu rechnen und es sollte darauf geachtet werden, dass das Boot sicher vertäut ist. Nun, unsere Rückkehr war am 23.09. und sowohl die Thalassa als auch die Amazone waren sehr gut vertäut.
Da die Marina Rubicon als der sicherste (geschützteste) Hafen auf den Kanaren gilt, wunderten wir uns schon über die Warnung. Es stellte sich dann heraus, dass der tropische Wirbelsturm „Hermine“ von den Kapverden Richtung Nord-Nordwesten zog und auf seinem Weg über den Atlantik eventuell auch die Kanaren treffen könnte Wir verfolgten „Hermines“ Zugbahn und letztlich haben die Kanaren zum Glück nur Ausläufer erreicht. Auf Lanzarote gab es drei Tage lang viel Regen, aber nur mäßigen Wind. Da der Regen langsam einsetzte und nicht allzu heftig wurde, war er eher wohltuend für die Natur. Von Überschwemmungen etc. ist uns auf Lanzarote nichts bekannt.
Gran Canaria und Teneriffa waren da schon schlimmer betroffen. Auch die meisten Flugausfälle gab es auf diesen beiden Inseln. Es kam vereinzelt zu Stromausfällen, umgestürzten Bäumen, kleineren Erdrutschen und vollgelaufenen Kellern. Auf La Gomera hat das Unwetter nicht die befürchteten Zerstörungen gebracht, sondern vor allem hunderttausende Liter Wasser. Auch auf La Palma war der Niederschlag sehr willkommen. Die Kartoffel-Winter-Ernte und die neu angelegten Bananenplantagen benötigten dringend Wasser. Aber auch auf Gran Canaria freut man sich, dass die leeren Staubecken nun wieder gefüllt sind. Ab Montag, dem 26.09., entspannte sich die Lage. Glücklicherweise gab es keine Todesopfer zu beklagen. Glück gehabt. Ein mulmiges Gefühl war es aber schon, letztlich wären wir dem Wirbelsturm ausgeliefert gewesen.
Kaum war „Hermine“ überstanden, fingen wir uns ein fieses Magen-und-Darm-Virus ein. Muss man nicht haben, niemand schreit „Hier!“, wenn so etwas verteilt wird. Aber auch das haben wir überstanden und können uns jetzt den anstehenden Arbeiten widmen. Bevor die Thalassa demnächst in die Werft geht, ist noch einiges zu erledigen. Aber auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. In den letzten Wochen ist es in der Marina voll geworden – es sind viele Zugvögel eingetroffen, auch unter deutscher Flagge. Nette Bekanntschaften haben sich schon ergeben.