Seit einem Jahr unterwegs
Heute vor einem Jahr haben wir in Bremerhaven bei strahlendem Sonnenschein die Leinen losgeworfen. Familie, Freunde und Kollegen haben uns mit guten Wünschen, Geschenken und fröhlichem Winken verabschiedet. Einige Boote begleiteten uns auf der Fahrt zur Schleuse. Wenn ich an diesen Tag zurückdenke spüre ich wieder die zwiespältigen Gefühle zwischen „Ja, jetzt geht es wirklich los! Auf diesen Tag haben wir seit Jahren hingearbeitet, was für ein schöner Abschied.“ und „Ach, die Kinder vermisse ich jetzt schon.“
Seit dem hat sich sehr viel ereignet. Schönes und auch Trauriges. Kurz vor unserer Abreise ist ein guter Freund von mir sehr plötzlich und unerwartet verstorben. In unserer Familie gab es Veränderungen, Henning, unser ältester Sohn, ist ohne seine Freundin in unser Haus eingezogen, und die Trennung von seiner langjährigen Partnerin hat auch uns emotional mitgenommen. Er hat Anfang d. J. dann sein Uni-Studium abgeschlossen und anschließend schnell eine sehr gute Arbeit gefunden, die ihn ausfüllt und ihm Spaß macht. Läuft.
Wir haben tolle Passagen gesegelt, alte Bekannte wiedergetroffen und neue kennengelernt. Die Orcas haben uns verschont, an Bord ist (fast) alles heil geblieben, die Ausfälle sind minimal. Seit September 2021 sind wir nun auf den Kanaren und haben Lanzarote, Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura besucht und auf Landausflügen wirklich kennengelernt.
Wir verbrachten unbeschwerte Monate und dann kam der 24.02.2022. Putin lässt seine Truppen die Ukraine überfallen. Bis dahin für mich unfassbar, herrscht seitdem Krieg in Europa. Wohin wird das noch führen?
Im Mai 2022 überschlugen sich für uns die positiven Ereignisse geradezu. Innerhalb von drei Tagen taten bzw. erlebten wir drei Dinge, von denen jedes Einzelne etwas ganz Besonderes ist und nur höchst selten vorkommt. Unser Sohn Malte heiratete seine Patricia und wir feierten eine traumhaft schöne Hochzeit. Dann verkauften wir den beiden unser Haus und als drittes positives Ereignis konnten wir der Eignerin der Thalassa den Kauf zusagen . Die Geschichte, wie wir zu unserem Katamaran gekommen sind, haben wir ja schon in einem Blogbeitrag beschrieben.
Seit zwei Wochen steht die Amazone nun zum Verkauf. Täglich erreichen uns Anfragen von Interessenten und wir hoffen, dass demnächst der Richtige für die Amazone darunter ist. Vor dem Abschied gruselt es mich jetzt schon, auch wenn ich natürlich weiß, dass er alternativlos ist. In 18 Jahren ist sie mir sehr ans Herz gewachsen und zur treuen und tapferen Kameradin geworden.
Seit vier Wochen sind wir nun schon auf Lanzarote in der Marina Rubicon und können die Thalassa von außen bewundern, pflegen und uns an der großen Cockpittür die Nasen platt drücken. Ins Boot hinein können wir erst bei der Übergabe, die in Kürze mit „Skipper Udo“ erfolgen wird. Spannende Zeiten! Wir können es kaum noch abwarten und freuen uns sehr, endlich „richtig“ an Bord sein zu können. In einem anschließenden Skippertraining, wird uns Udo mit seinem reichen Erfahrungsschatz das Katamaran-Segeln näherbringen.
Wie soll es weitergehen? Zunächst wollen wir uns natürlich mit der Thalassa vertraut machen und sie nach unseren Vorstellungen herrichten und ausrüsten. Aus familiären Gründen muss die Karibik noch auf uns warten, es ist aber keine Strafe auf den Kanaren zu leben und zu segeln. Wenn die Zeit reif ist für den Törn über den großen Teich, geht es los.